Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und die Unternehmensberatung McKinsey & Company starten eine Kooperation. In Stuttgart haben die beiden Partner jetzt das Mobility Experience and Technology Lab (MXT Lab) gegründet, an dem sich zusätzlich interessierte Firmen beteiligen können.
Selbstfahrend, vernetzt, intuitiv: Der Innenraum des Autos wird sich in zehn Jahren fundamental von dem heutiger Fahrzeuge unterscheiden. Umso wichtiger wird es für Anbieter von Mobilitätslösungen, die Nutzererfahrung im Auto zu optimieren. Welche Innenraum-, Design-, Service- oder Mobilitätskonzepte stiften aus Sicht von Nutzern und Unternehmen den höchsten Mehrwert? Dies zu analysieren ist Gegenstand der neuen Kooperation.
„Die zunehmende Digitalisierung in Form von Vernetzung und Automatisierung verändert unsere Fahrzeuge nicht nur technologisch, sondern auch das gesamte Fahrerlebnis als solches“, begründet Dr. Florian Herrmann, Institutsdirektor am Fraunhofer IAO und Leiter des Forschungsbereichs „Mobilitäts- und Innovationssysteme“ die Motivation des MXT Labs. Dabei stehen sowohl Anbieter aus der etablierten Automobilindustrie als auch aus Service- und Technologiebranchen vor der Herausforderung, rechtzeitig zu erkennen, in welche Innovationen sie investieren müssen.
„Mobilität wird in Zukunft ganz neu gedacht werden. Die Bedeutung von PS und Beschleunigung nimmt ab, die Wichtigkeit des Innenraums nimmt zu“, erläutert Timo Möller, Partner im Kölner Büro von McKinsey und Leiter des McKinsey Center for Future Mobility. „Diese veränderten Kundenpräferenzen untersuchen wir im MXT Lab.“.
Der Markt für neue Angebote im Fahrzeug ist groß. 70% der Nutzer würden gerne die Zeit in einem selbstfahrenden Auto nutzen – z.B. um Filme anzuschauen, zu kommunizieren, zu lesen oder zum Shoppen. Das Umsatzpotential für solche fahrdatenbasierten Dienste liegt bei mehr als 200 Mrd. Dollar.
Als einen der vielen möglichen Anwendungsbereiche nennen die Forscher des neuen MXT Labs das Lernen einer Fremdsprache im Auto. „Dies kann eine ideale Anwendung sein“, sagt Tobias Schneiderbauer, Projektleiter bei McKinsey. „Regelmäßiges Fahren, kaum Zeit dafür im sonstigen Alltag und eine geschützte Umgebung sprechen für eine solche Aktivität.“ 90% der mehr als 1.500 von McKinsey und Fraunhofer befragten Nutzer in Deutschland, China und den USA können sich vorstellen, ein interaktives Sprachlerntool im Auto zu nutzen. 83% würden dafür gerne einen Touchscreen nutzen, 78% ihr Smartphone und 68% eine interaktive Windschutzscheibe.
Denkbar sind im Auto der Zukunft auch unterstützende Funktionen wie eine für das Lernen optimierte Temperatur- und Lüftungsregelung (von 93% der Nutzer gewünscht), entsprechendes Innenraumlicht (79%) und abgedunkelte Scheiben (76%).
„Für das MXT Lab sind Projekte zur Verfeinerung von Befragungsergebnissen nur der Anfang“, sagt Sebastian Stegmüller, der für das MXT Lab verantwortliche Abteilungsleiter am Fraunhofer IAO. „In Zukunft werden wir in Abstimmung mit den Mitgliedsunternehmen ein breites Portfolio an Projekten durchführen – von der Interaktion zwischen autonomen Fahrzeugen und Fußgängern über kontextspezifische Aktivitäten und Inhalte in automatisierten Fahrzeugen bis hin zu der Erforschung inter-modaler Mobilitätslösungen der Zukunft sind sehr viele Bereiche denkbar.“