Digitalisierung im Gesundheitswesen: die 4,7 Milliarden-Euro-Chance für Österreich 
 

| Press Release
Durch den Einsatz digitaler Technologien könnten im österreichischen Gesundheitswesen bis zu 4,7 Mrd. Euro jährlich eingespart werden. Dies entspricht rund 14% der gesamten jährlichen Gesundheits- und Versorgungskosten von zuletzt 35 Mrd. Euro. Das größte Nutzenpotenzial bieten dabei Online-Interaktionen z.B. zwischen Ärzten und Patienten sowie die Umstellung auf papierlose Datenverarbeitung durch die einheitliche elektronische Patientenakte oder E-Rezepte.

Dies sind die zentralen Ergebnisse einer neuen Studie von McKinsey & Company mit dem Titel „Digitalisierung im Gesundheitswesen: die 4,7-Milliarden-Euro-Chance für Österreich“. Die Unternehmensberatung hat für die Studie auf Basis von mehr als 500 internationalen Forschungsdokumenten das Verbesserungspotenzial von 26 digitalen Gesundheitstechnologien in Österreich analysiert.

Die 26 digitalen Gesundheitstechnologien fasst die Studie in sechs Lösungskategorien mit unterschiedlichem Einsparpotenzial zusammen:
(1) Online-Interaktionen, z.B. durch Teleberatung und die Fernüberwachung chronisch kranker Menschen (1,5 Mrd. Euro)
(2) Umstellung auf papierlose Datenverarbeitung (900 Mio. Euro)
(3) Arbeitsabläufe/Automatisierung, z.B. durch die mobile Vernetzung vom Pflegepersonal oder die auf Barcodes basierte Verabreichung von Medikamenten (700 Mio. Euro)
(4) Entscheidungsunterstützung und Ergebnistransparenz, z.B. durch den Einsatz von Software zur klinischen Entscheidungshilfe (700 Mio. Euro)
(5) Patientenselbstbehandlung, z.B. durch Gesundheits-Apps oder digitale Diagnosetools (700 Mio. Euro)
(6) Patienten-Self-Service, etwa Onlineportale zur Terminvereinbarung (200 Mio. Euro)

„Vom Einsatz digitaler Technologien profitierten die Akteure im österreichischen Gesundheitssystem in zweierlei Hinsicht: durch steigende Effizienz einerseits und durch sinkende Leistungsnachfrage andererseits“, erläutert McKinsey-Partner Stefan Biesdorf die Studienergebnisse. Letztere resultieren vor allem daraus, dass der Datenaustausch es ermöglicht, Doppeluntersuchungen zu vermeiden und durch bessere Behandlungsqualität Folgeschäden zu minimieren. 

Die Studie zeigt: Der größte Teil des Nutzens entfällt auf direkt auf Patienten ausgerichtete Digital-Health-Lösungen wie z.B. Online-Interaktionen, Patientenselbstbehandlung und Patienten-Self-Service. Das Nutzenpotenzial beläuft sich hier auf 2,4 Mrd. Euro. Die klassischen eHealth-Anwendungen, die auf Ärzte und medizinisches Personal ausgerichtet sind, also in den Bereichen papierlose Daten, Arbeitsabläufe und Automatisierung sowie Entscheidungstransparenz/ Entscheidungsunterstützung, liegen mit 2,3 Mrd. Euro jedoch fast gleichauf. 

Digitale Gesundheit ist eine große Chance für Österreich

„Im Vergleich der deutschsprachigen Länder schneidet Österreich bei der Nutzung digitaler Technologien im Gesundheitswesen zwar besser als Deutschland und die Schweiz ab“, stellt der Leiter des Wiener McKinsey-Büros, Seniorpartner Stefan Helmcke, fest. International reiche es jedoch nur für eine Position im Mittelfeld – mit deutlichem Abstand unter anderem hinter Skandinavien, Estland und Israel. Doch mit der elektronischen Gesundheitsakte habe Österreich eine breit angebundene und fast systemweit genutzte Gesundheitsdaten-Infrastruktur etabliert.

Auch mit dem darauf aufbauenden e-Impfpass, der inmitten der COVID-19-Pandemie mit beeindruckender Geschwindigkeit bundesweit etabliert wurde, sei ein international beachteter Erfolg erzielt worden. Stefan Helmcke: „Wenn Österreich jetzt die weiteren Chancen zur Digitalisierung des Gesundheitssystems nutzt, dann werden Patienten besser versorgt werden und das gesamte Gesundheitssystem effektiver arbeiten können.“