Rekordbestellungen und -auslieferungen stehen Herausforderungen in der Produktion gegenüber
„Die Luftfahrtbranche hat den Einbruch durch die Corona-Pandemie klar überwunden. Die hohe Nachfrage ist ein positives Signal für die Luftfahrtbranche – gleichzeitig müssen die Verantwortlichen mit zahlreichen Herausforderungen umgehen. Diese reichen von den immer noch instabilen Lieferketten über neue Regulierungen, Qualitätsproblemen bis hin zu Nachwuchsmangel und einem sich verändernden geopolitischen Umfeld“, sagt Fabian Klüser, Partner von McKinsey. Getragen wird die Nachfrage von einer Erholung der Passagierkilometer: Nach Angaben der International Air Transport Association lagen diese 2023 mit 95% des Wertes von 2019 zwar immer noch leicht unter den Vor-Corona-Leveln, gingen aber in einzelnen Märkten wie beispielsweise Nordamerika mit 102% schon wieder darüber hinaus. Europa lag mit knapp über 95% im globalen Schnitt, während Asien mit 86% noch deutliche Einbußen zu verzeichnen hatte.Die Branche ist außerdem geprägt durch Neueinsteiger; und dies nicht nur in der klassischen Luftfahrt – sondern vor allem in der „Future Air Mobility“. Gerade die Anbieter von eVTOL (electric vertical takeoff and landing) – Flugtaxis und Cargodrohnen – stehen aktuell vor der Herausforderung, die technisch ausgereiften Konzepte für die weitere Nutzung im kommerziellen Betrieb zu zertifizieren. 2023 konnten Neueinsteiger 4,5 Mrd. US-Dollar an Wagniskapital einsammeln; insgesamt ist die Branche mit 22,5 Bio. US-Dollar finanziert. Die Orderbücher sind mit über 30.000 Bestellungen mit einem Auftragsvolumen von 144 Mrd. US-Dollar gefüllt. „2024 wird zeigen, ob einige Anbieter in der Lage sein werden, die Zertifizierung erfolgreich abzuschließen, die Finanzierung für die letzten Schritte hinzubekommen und damit erste kommerzielle Flüge mit Passagieren durchzuführen“, sagt Kersten Heineke, Partner von McKinsey.
Investitionen in Privatunternehmen in der Raumfahrt nehmen rapide zu
Auch die Raumfahrtbranche – ein weiterer Fokus auf der ILA in Berlin – boomt. Die weltraumbasierte Wirtschaft wird in den kommenden Jahren mit 9% jährlich deutlich stärker wachsen als das globale Bruttoinlandsprodukt. Die Umsätze steigen von heute 630 Mrd. US-Dollar auf 1,8 Bio. US-Dollar im Jahr 2035 – und erreichen damit eine ähnliche Größe wie die Halbleiterbranche. Zur Weltraumwirtschaft zählen dabei nicht nur Kernaufgaben wie der Start von Satelliten oder Geolokalisierung, sondern auch durch Weltraumtechnologie ermöglichte Dienste wie Wettervorhersagen und Mobilitätsangebote. Die zunehmende Vernetzung, die Mobilität und die Nachfrage nach verlässlichen Informationen sind die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung. „Das öffentliche Interesse am Weltraum ist so groß wie lange nicht mehr. Die Raumfahrt spielt über mögliche wirtschaftliche Faktoren hinaus nämlich eine immer wichtigere Rolle bei der Bewältigung globaler Herausforderungen“, so Björn Hagemann, Senior Partner bei McKinsey „Dies reicht von der Katastrophenwarnung und der Klimaüberwachung bis hin zu verbesserten humanitären Maßnahmen. Die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren ist entscheidend dafür, dass dieses Potenzial auch ausgeschöpft wird.“Die Rolle privater Akteure wird dabei tendenziell größer: Die Investitionen des privaten Sektors haben in den Jahren 2021 und 2022 mit insgesamt über 70 Mrd. US-Dollar ein Allzeithoch erreicht. Diese Investitionen fördern die Innovation in Bereichen wie In-Orbit-Inspektion, Wartungsdienste und kommerziell finanzierte Raumstationen.