Auf Länderebene führt Norwegen mit 91% E-Auto-Anteil bei den Neuzulassungen die Marktseite klar an. Auf der Industrieseite führt China mit über 9 Mio. produzierten E-Autos – dies entspricht fast zwei Dritteln aller hergestellten Fahrzeuge. 2023 war jedes zweite verkaufte E-Auto von einer chinesischen Marke. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des McKinsey Electric Vehicle Index (EVI), mit dem die Unternehmensberatung McKinsey & Company regelmäßig die Entwicklung der E-Mobilität in den 15 wichtigsten Ländern misst.
Wettbewerb in China und Europa intensiviert sich
„2024 ist ein eher schwieriges Jahr für viele Anbieter von E-Autos. Die sinkenden Förderungen in Europa und das noch schmale Produktportfolio in den USA bremsen die Wachstumsraten für E-Auto-Verkäufe in diesen Märkten“, sagt Patrick Schaufuss, Partner im Münchner Büro von McKinsey und Experte für die E-Mobilität.
Der Wettbewerbsdruck ist vor allem in China sehr hoch – knapp 130 Marken mit über 400 angebotenen E-Auto-Modellen buhlen hier um die Kunden. „Die Folge könnte nicht nur eine Konsolidierung im Markt sein, sondern auch eine starke Exportorientierung der erfolgreichen chinesischen Marken“, so Schaufuss. „Zum einen wird es im lokalen Markt Überkapazitäten von über 40% geben. Zum anderen erwarten die chinesischen Hersteller im Ausland höhere Renditen aufgrund ihrer Kostenvorteile von bis zu 30% gegenüber westlichen Herstellern.
Mit über 4 Mio. Autos (plus 67%) ist China erstmals die stärkste Auto-Exportnation vor Japan. Chinesische Marken exportieren vor allem nach Europa (141.000 Einheiten) und in die ASEAN-Staaten (77.000 Autos). Neue Anbieter drängen in diese Märkte: Diese haben weltweit 55% Anteil am Markt für batterieelektrische Fahrzeuge, in China sogar 85%.
„Was aus Kundensicht erfreulich ist: Das Modellangebot wächst weiter – wir erwarten bis 2026 über 700 neue E-Auto-Modelle weltweit“, sagt Schaufuss. Deutschland ist mit über 200 angebotenen E-Auto-Modellen Nummer 2 hinter China. Mehr als 60% aller in Europa angebotenen E-Autos sind SUVs. In China sind hingegen bereits deutlich mehr kleinere E-Autos verfügbar.
„Wir erwarten in den kommenden Jahren weiterhin unterschiedlich dynamische Entwicklungen in den drei großen Regionen China, Europa und USA“, so Schaufuss. China werde – selbst bei stagnierenden Auto-Gesamtabsatz - weiter stark wachsen. Bereits heute sei ein chinesischer Hersteller global unter den 10 größten Unternehmen. Bis 2030 könnten es sogar drei oder mehr werden. In den USA sei die Entwicklung noch offen. Schaufuss: „Hier ist vermutlich ein breiteres Portfolio von effizienten Verbrennungsfahrzeugen, Hybriden und E-Autos gefragt.“ In Europa hat der Dialog zuletzt darüber wieder zugenommen, dass Hybride und Verbrenner noch länger relevant auf dem Kontinent bleiben könnten. Zudem sei in Europa eine hohe Wettbewerbsintensität zu erwarten, insbesondere im EV-Volumensegment, da chinesische Hersteller Europa neben Schwellenländern als wichtigen Zielmarkt sehen und hier neben Exporten auch stark lokalisieren werden.
Methodik
Der von McKinsey entwickelte Electric Vehicle Index untersucht seit 2010 auf Länderebene, wo die für die Elektromobilität 15 wichtigsten Nationen jeweils stehen. Die untersuchten Länder sind: Belgien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Norwegen, Schweden, Spanien, Südkorea, Thailand, USA und Vietnam. Der Index untersucht dabei die zwei wichtigen Dimensionen bei der Entwicklung der E-Mobilität, die Markt- und die Industrieseite.Auf Marktseite wird zum einen analysiert, wie groß der Marktanteil von E-Fahrzeugen am Gesamtmarkt ist. Zum anderen werden Anreize wie Subventionen, die vorhandene Infrastruktur sowie das verfügbare Angebot von E-Fahrzeugen bewertet. Der Industrie-EVI untersucht, wie erfolgreich die jeweilige Automobilindustrie des Landes beim Thema E-Mobilität ist. Hierzu werden Faktoren wie der aktuelle und zukünftige Anteil an der weltweiten Produktion von Elektrofahrzeugen sowie wichtiger Komponenten wie E-Motoren und Batterien herangezogen.