Seit 2019 wächst die Nachfrage nach einzigartigen und immersiven Reiseerlebnissen, zu denen beispielsweise Outdoor-Ausflüge, kulturelle Begegnungen, Unterhaltungsaktivitäten und Wellness-Angebote gehören. In einer Umfrage von McKinsey & Company gaben im Jahr 2023 über 60% von 5.000 befragten Konsument:innen aus Deutschland, China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Großbritannien und den Vereinigten Staaten an, dass Qualität und Vielfalt der angebotenen Attraktionen und Touren ausschlaggebend sind für ihre Reisebuchung.
Für 2023 liegt das globale Marktvolumen in dem Segment bei 1 Billion US Dollar. Dabei machen strukturierte, bezahlte Aktivitäten, zu denen beispielsweise der Besuch von Sportveranstaltungen, Konzerten und Freizeitparks gehören, etwa 250 bis 310 Milliarden US-Dollar und damit rund 25% des Gesamtmarktes aus. Die auf Aktivitäten und Erlebnisse fokussierten Reisegewohnheiten der GenZ bieten Potential für weiteres Wachstum. Zugleich liegen in der Digitalisierung und Optimierung von Reisebuchungen zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten für die gesamte Reisebranche.
Dies sind die wichtigsten Ergebnisse aus dem Report „The Evolving Role of Experiences in Travel“, den die Unternehmensberatung McKinsey & Company in Zusammenarbeit mit dem Reiseportal Skift herausgegeben hat.
Erlebnisangebot bestimmt immer häufiger den Urlaubsort
„Während Reisende früher zunächst einen Urlaubsort auswählten und ihre Aktivitäten erst später planten, stehen heute oft spezifische Aktivitäten oder Sehenswürdigkeiten im Mittelpunkt der Reiseplanung. Ein Grund für diese steigende Nachfrage ist der gesellschaftliche Trend, Geld eher für besondere Aktivitäten und Erlebnisse als für materielle Güter auszugeben“, erklärt Nina Lind, Partner bei McKinsey & Company aus Stuttgart. Darüber hinaus spielen soziale Medien eine wichtige Rolle als Multiplikator von Erlebnissen und Inspirationsgeber.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich auch das unterschiedliche Verhalten der GenZ und den Babyboomern: 52% der von McKinsey befragten GenZ-Gruppe geben an, gerne mehr Geld für Erlebnisse auszugeben, im Vergleich zu nur 29% der Babyboomer. Diese Tendenz lässt auf ein anhaltendes Wachstumspotenzial im Erlebnis-Segment schließen.
Digitalisierung und Vereinfachung bei Buchungsprozessen notwendig
Fast die Hälfte der Buchungen von Reiseerlebnissen erfolgen immer noch offline. Hier liegt eine große Chance für die anbietenden Unternehmen, wie Freizeitparks, Gastronomiebetriebe und Touranbieter, die digitale Transformation voranzutreiben und dabei Schwachpunkte in der Buchungskette abzubauen. Denn Reisende empfinden den aktuellen Buchungsprozess oft als mühsam und unübersichtlich.
Vier Faktoren sind für Reisende im Segment Erlebnisse und Aktivitäten besonders relevant:
- Unterhaltung: Reisende wollen in erster Linie gut unterhalten werden. Erlebnisanbieter sollten daher auf interaktive Elemente setzen.
- Gut ausgebildete Guides: Hochwertige Erlebnisse hängen stark von der Qualität der Tour Guides ab. Daher sollten Anbieter in umfangreiche Schulungen und Mentorings investieren.
- Authentizität und lokale Einbindung: Reisende schätzen Erlebnisse, die lokale Kultur und Geschichte authentisch darstellen.
- Sicherheit und Vertrauen: Reisende legen Wert auf Sicherheit, insbesondere bei abenteuerlichen Aktivitäten.
Niedrige Preise für Attraktionen drücken Margen der Plattformen trotz hoher Vermittlungskommission
Online-Buchungsplattformen stehen vor der Herausforderung, ein fragmentiertes Angebot an Erlebnissen zu konsolidieren und dabei die Margen zu halten oder zu steigern. Die Vermittlungskommissionen für Aktivitäten und Erlebnisse sind mit 20-30% im Vergleich zu anderen Reiseleistungen wie beispielsweise Flugtickets, die nur bei 2-3% liegen, hoch. Entsprechend könnten Plattformen mit Erlebnisangeboten erhebliche Einnahmen generieren. Allerdings erfordert dies eine hohe Anzahl an Buchungen, da die Preise für Attraktionen und kulturelle Angebote oft niedrig sind.
„Plattformen sollten sicherstellen, dass sie qualitativ hochwertige Angebote präsentieren und gleichzeitig den Buchungsprozess nahtlos gestalten“, betont Nina Lind. „Dies können sie beispielsweise durch den Einsatz von KI und maschinellem Lernen zur Personalisierung und Bündelung von Angeboten erreichen."