WIEN. Österreich hat in der Energiewende den vermeintlichen Musterschüler Deutschland überholt. Im Gesamtranking eines neuen globalen Energiewende-Index belegt Österreich den achten Platz von 114 untersuchten Ländern. Besser schneiden nur Großbritannien, die Niederlande, Dänemark, Finnland, die Schweiz, Norwegen und der weltweite Spitzenreiter Schweden ab. Deutschland liegt in diesem Vergleich nur auf Platz 16. Für den neuen Energiewende-Index (Energy Transition Index, ETI) hat die Unternehmensberatung McKinsey & Company in Zusammenarbeit mit dem World Economic Forum den Status der Energiewende in 114 Ländern anhand von 40 Indikatoren ermittelt.
Die Bewertung der Länder erfolgt in dem Index anhand zweier gleich gewichteter Faktoren: der "Transition Readiness" und der "System Performance". Wie gut ein Land, im jeweiligen Bereich aufgestellt ist, wird in Prozent gemessen. In beiden Bereichen erzielt Österreich ein Ergebnis von circa 69 Prozent. Im Bereich "Transition Readiness" liegt Österreich damit im weltweiten Vergleich sogar auf Platz 5. Dieser Faktor berücksichtigt die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ausgangsbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Kriterien hier sind unter anderem die Verfügbarkeit von Investitionen, effektive Regulierung, politisches Engagement und die Flexibilität des derzeitigen Energiesystems.
Im Bereich erneuerbare Energien ist Österreich überlegen
Gerade im Bereich erneuerbare Energien hat Österreich gegenüber Deutschland und zahlreichen anderen europäischen Nachbarländern einen wesentlichen Vorteil: Das Land profitiert von seiner natürlichen Ausstattung mit viel Wasserkraft. Dadurch können die CO2-Emissionen niedrig gehalten werden, ohne dass dafür so große Investitionen nötig wären wie in anderen Ländern. Trotzdem ist Österreichs CO2-Ausstoß relativ hoch – ein Problem, das die meisten entwickelten Volkswirtschaften haben. Im Bereich "System Performance" befindet sich Österreich deswegen mit 69,4 Prozent nur auf Platz 20. Dieser Indikator misst den Fortschritt der Energiewende in den Dimensionen Umwelt- und Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit. Das etwas schwächere Abschneiden liegt zudem an Österreichs Abhängigkeit von Energieimporten.
Insgesamt profitiert Österreich von seinem flexiblen, emissionsarmen Stromsystem. Darauf allein kann sich die Bundesrepublik aber nicht verlassen. Die Ausgangslage für eine weitere Senkung der Emissionen ist der Analyse zufolge gut, da die Elektrifizierung anderer Sektoren durch ein emissionsarmes Stromsystem unterstützt wird. Der Vergleich mit anderen Ländern zeigt: Diese Übergänge sind nicht einfach, sie erfordern einen koordinierten Ansatz. Zur Orientierung könnten die Länder Schweden und Norwegen (Plätze 1 und 2) als Vorbilder dienen, die beide ebenfalls mit einer großen Menge an natürlichen Ressourcen ausgestattet sind.
Hintergrund und Methodik
Der Energy Transition Index (ETI) wurde 2018 von McKinsey in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum zum ersten Mal für 114 Länder erhoben. Ähnlich dem Energiewende-Index Deutschland misst er anhand von 40 Indikatoren den jeweiligen Status der Energiewende („System Performance“) sowie die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ausgangsbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung („Transition Readiness“). Alle Ergebnisse finden Sie hier.
Seit 2012 analysiert McKinsey bereits auch den Status der Energiewende in Deutschland. Einen detaillierten Überblick über diesen Index und die untersuchten Indikatoren finden Sie hier.